Autobahnkirchen in Deutschland
Viola Stenger
In Deutschland gibt es gegenwärtig 45 Autobahnkirchen. Diese Zahl ist europaweit einzigartig und wird künftig noch steigen. In der bau- und kunstgeschichtlichen Forschung hat jene Bauaufgabe bisher nur selektive Betrachtung gefunden. Eine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem in der Nachkriegszeit wurzelnden und sich gegen den rückläufigen Trend des Kirchenbaus bis heute behauptenden Phänomen Autobahnkirche steht noch aus.
Im Rahmen des Promotionsprojekts werden die Autobahnkirchen sowohl in ihrer chronologischen Genese und Entwicklung, als auch im Hinblick auf ihre typologischen Besonderheiten untersucht. Dabei gilt das Interesse insbesondere den neuartigen Nutzungsanforderungen als Orte stiller beziehungsweise anonymer Andacht und Kontemplation. Darüber hinaus stehen die Planungsakteure im Fokus, da bei dieser Gattung neben den etablierten kirchlichen Institutionen oftmals auch lokale Initiativen und private Stifter wesentlichen Anteil nehmen. Auch die individuelle Rolle der beteiligten Architekten und Künstler wird zu untersuchen sein.
Ferner wird sich das Promotionsvorhaben, nicht zuletzt aufgrund der außergewöhnlichen Lage, mit der Frage nach einer neuen Form der Wegkapelle im Zeitalter der Autobahnmobilität befassen. Der interdisziplinäre methodische Ansatz bezieht neben bau- und kunstgeschichtlichen Analysen auch aktuelle religionssoziologische Diskurse mit ein. Von Typengruppen und besondere Phänomenen ausgehend, wird somit erstmals die Entwicklung von monographischen Untersuchungen hin zu Betrachtungen größerer Perspektiven ermöglicht.