Baracken als Massenunterkünfte in Lagern 1933 – 1945. Konturen und Wandel einer Baugattung im Kontext von Krieg und NS-Verbrechen
Barbara Schulz
Das Baugeschehen in NS-Deutschland war spätestens seit Kriegsbeginn nicht von propagandistischen Monumentalbauten bestimmt, sondern von temporären Zweckbauten wie vor allem den Baracken in Holz- und Massivbauweise. Diese alltägliche Seite des Bauwesens wurde damals publizistisch nur selten thematisiert. Es entzog sich auch später dem Interesse der geschichtlichen und baugeschichtlichen Forschung, trotz der enormen Verbreitung dieser Gebäudegattung.
Mehrere Hunderttausend Baracken wurden im deutschen Machtbereich bis 1945 errichtet, insbesondere im Rahmen von Lagerkomplexen unterschiedlicher Größenordnungen. Diese dienten zur Massenunterbringung von Soldaten, freien oder unfreien Arbeitskräften, Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen, Strafgefangenen und weiterer Statusgruppen. Barackenlager waren in entlegenen ländlichen Gebieten ebenso wie in Großstädten und auch in der Reichshauptstadt Berlin allenthalben anzutreffen.
Heute gelten Barackenlager gemeinhin als Sinnbilder der NS-Gewaltherrschaft und des Holocaust. Im drastischen Gegensatz zu dieser starken Präsenz und hohen symbolischen Bedeutung in unserer Erinnerungskultur steht jedoch das geringe baugeschichtliche Wissen über die Genese und Gestalt dieser Lager und der Baracken als ihre baulichen Grundkomponenten. Die Untersuchung leistet vertiefende und vergleichende Untersuchungen zu Fragen der Bautypologie von Baracken, ihrer städtebaulichen Gliederungsprinzipien sowie den institutionellen Rahmenbedingungen, die ihre Entwicklung und Verbreitung bestimmten. Im Rahmen des hier vorgestellten Promotionsvorhaben sollen die Massenunterkünfte, die für die verschiedenen Typen von NS-Lagern genutzt wurden, vergleichend betrachtet und – eingebettet im zeithistorischen Kontext – baugeschichtlich systematisiert werden.