Scheunenviertel in Deutschland
Alexandra Knapp
In fast allen deutschen Regionen tritt das Phänomen der Agglomeration von Scheunen zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert auf. Sie formten sich vor den Stadtmauern oder abseits der Ortslagen zu vorstadtartigen Vierteln. Ziel der Forschungsarbeit ist es, eine regionsübergreifende und vergleichende Betrachtung des Themenkomplexes "Scheunenviertel" vorzunehmen. Im Mittelpunkt sollen dabei die historische Entwicklung sowie die städtebaulichen Eigenheiten stehen. Die Untersuchung der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen soll zur Klärung der Frage, warum und unter welchen Voraussetzungen Scheunenviertel entstanden sind, beitragen. Es soll auch untersucht werden, welchen Anteil die Allmendebewirtschaftung bei der Entstehung von Scheunenvierteln hatte.
Zeilenartige Scheunenreihen sowie haufenförmige Arrangements der Scheunen innerhalb der Viertel lassen sich im gesamten Bundesgebiet nachweisen. Scheunenkränze treten nach jetzigem Kenntnisstand hingegen nur in Mitteldeutschland auf. Bislang ungeklärt sind die ausschlaggebenden Faktoren für die unterschiedlichen Varianten der Scheunenanordnung innerhalb der Viertel.
Bedingt durch die geringe Anzahl an Publikationen zum Thema Scheunenviertel, bildet eine ausführliche archivarische und bauforscherische Untersuchung zehn exemplarischer Fallstudien die Grundlage der Forschungsarbeit. Anhand dieser soll auch eine architektonische und konstruktive Typologie erarbeitet werden. Heute sind durch den Bedeutungsverlust der Landwirtschaft und die fortschreitende Urbanisierung nur noch wenige der ortsbildprägenden Ensembles erhalten. Deshalb sollen auch realisierte Umnutzungskonzepte und deren Beitrag zur Erhaltung von Scheunenensembles in den Blick genommen werden.